Künstliche Intelligenz revolutioniert die Märkte weltweit. Diesen Schwung dürfen deutsche Familienunternehmen nicht verpassen. Als jemand, der Unternehmen bei der Implementierung von maßgeschneiderten, Europa-kompatiblen KI-Lösungen unterstützt, sehe ich ein enormes Potenzial. Aber wir müssen von vorsichtigen Pilotprojekten zu mutigen, strategischen Maßnahmen übergehen – und wir müssen das gemeinsam tun.
Meiner Erfahrung nach sind das Engagement und die Visionen der Führungskräfte oft vorhanden. Was fehlt, sind konkrete Umsetzungspläne, Skalierungsstrategien und das Vertrauen, regulatorische Unsicherheiten als Raum für Innovationen zu nutzen.
Das für 2026 erwartete EU-KI-Gesetz gilt als Meilenstein, könnte jedoch für viele Mittelständler auch zusätzliche Komplexität mit sich bringen. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stellt bereits hohe Anforderungen an Datennutzung, automatisierte Entscheidungen und Transparenz. Auch die geplante KI-Haftungsrichtlinie soll Verantwortlichkeiten im Schadensfall regeln.
Gleichzeitig fördert Deutschlands nationale KI-Strategie gezielt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – mit Zugang zu Forschung und Fördermitteln.
Doch während Länder wie die USA, China oder Indien mit hoher Geschwindigkeit voranschreiten, droht Europa, sich selbst zu behindern. Transparenz, Sicherheit und Ethik sind essenziell. Doch auch Pragmatismus, Tempo und unternehmerische Freiheit sind nötig, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Genauso entscheidend ist die Wahl der richtigen Partner. Europäische Anbieter wie Aleph Alpha, Mistral, Helsing oder Algorithm gewinnen zunehmend Vertrauen – vor allem dort, wo Datenhoheit, wie in der Industrie oder im Gesundheitswesen, eine zentrale Rolle spielt.
„KI made in Europe“ kann regulatorische Konformität UND Wettbewerbsvorteil bedeuten.
Die erfolgreiche Einführung von KI in Familienunternehmen beginnt mit einem klaren Bekenntnis der Führungsebene – denn KI ist keine rein technische Aufgabe, sondern eine strategische Priorität.
Zentral ist der Aufbau internen Know-hows durch funktionsübergreifende Teams, die technisches, rechtliches und geschäftliches Fachwissen vereinen. Anwendungsfälle sollten mit Bedacht ausgewählt werden: Es gilt, kurzfristige Erfolge („Quick Wins“) ebenso zu realisieren wie langfristige Leuchtturmprojekte.
Partnerschaften mit Start-ups, Technologieanbietern und Forschungseinrichtungen können zusätzliche Innovationsimpulse liefern. Eine moderne Infrastruktur mit Cloud-Lösungen, Data Lakes und offenen Schnittstellen schafft die notwendige technologische Basis.
Ebenso entscheidend ist der kulturelle Wandel – durch offene Kommunikation und frühzeitige Einbindung der Mitarbeitenden entstehen Akzeptanz und Veränderungsbereitschaft.
Schließlich sollten Unternehmen aktiv politische Programme nutzen und sich in den Gestaltungsprozess einer fairen, innovationsfreundlichen Regulierung einbringen.
Ein süddeutsches MedTech-Unternehmen nutzte KI, um externe Signale (Rohstoffpreise, Transportdaten) mit Lagerdaten zu verknüpfen. Ergebnis: 25 Prozent höhere Prognosegenauigkeit, 30 Prozent kürzere Durchlaufzeiten. Aber: Die Einhaltung der DSGVO verdreifachte den Implementierungsaufwand – und erhöhte die Kosten langfristig.
Auch der Kundensupport ist ein sinnvoller Einstiegspunkt. Durch das Training von KI-Systemen mit historischen Supportfällen verbessern Unternehmen Kundenzufriedenheit, Dokumentation und den Umgang mit negativem Feedback – bei geringem technischen Risiko.
KI ist längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern ein praktischer Werkzeugkasten, der Unternehmen unabhängig vom Startbudget zur Verfügung steht. Was es braucht, ist Mut, Klarheit und strategisches Vorgehen. Wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, intelligent zu skalieren und in Fähigkeiten zu investieren, wird in einer KI-geprägten Welt die Nase vorn haben.
Jetzt ist die Zeit. Packen wir es gemeinsam an.
Stefan Gogoll ist Gründer der andagon Holding, einer Unternehmensgruppe, die für deutsche Ingenieurskunst, Präzision und Innovation im globalen Softwaremarkt steht. Mit über 25 Jahren unternehmerischer Erfahrung prägt er maßgeblich die Zukunft von Software-Innovation und KI-Einsatz in Europa. Unter seiner Führung entstanden zwei zentrale Unternehmen: andagon people, Deutschlands führende Spezialisten für automatisierte Softwarequalität und Schulung, sowie aqua cloud, eine KI-gestützte Plattform, die das Management komplexer Softwareprojekte revolutioniert und die digitale Transformation vorantreibt.